Partizipation und Demokratie

Die Partizipation und Mitsprache von Kindern und Jugendlichen ist entscheidend für die Förderung ihrer Selbstwirksamkeit und Identifikation mit der eigenen Lebenswelt. Partizipationsfördernde Praxisansätze sind die Grundlage für eine demokratische Gesellschaft.

Ein Quadratkilometer Bildung unterstützt Programme zur individuellen Förderung von Kindern sowie deren Mitwirkung an der Entwicklung ihrer Einrichtungen nach dem Anspruch der UN-Kinderrechtskonvention. Einrichtungsentwicklung kann nicht ohne die Zielgruppe selbst gelingen. Kinder auch darin zu unterstützen, Wertvorstellungen anderer Menschen offen und neugierig zu begegnen, das Fehlen eindeutiger Antworten und sich unterscheidender Haltungen auszuhalten und Möglichkeiten der konstruktiven Auseinandersetzung mit ihnen zu schaffen ist aktive Demokratiebildung – aber sie ist nicht allein Aufgabe des Elternhauses. Vielmehr sind alle beteiligten Institutionen und Menschen gefragt, die Heranwachsende in ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleiten.

Im Rahmen von Zukunftswerkstätten können Schüler:innen ihre Interessen, Wünsche und Bedenken äußern und die eigene Schulrealität evaluieren. Die Ergebnisse können dann aktiv in Schulentwicklungsprozesse eingebracht werden. Parallel zur Bedarfsanalyse bei den Fach- und Leitungskräften wird in Zukunft noch stärker an einer Einbindung der Perspektive von Kindern und Jugendlichen gearbeitet werden, etwa im Rahmen des Projekts „Werte im Quadrat“.

Der Alltag der Kinder in den Sozialräumen von km2 Bildung ist in aller Regel von großer Vielfalt geprägt, häufig aber auch von Unsicherheit, etwa finanzieller Art oder durch Fluchterfahrungen. Viele Kinder haben frühzeitig Erfahrungen mit gesellschaftlicher Ungleichheit gemacht, ihr Alltag ist häufiger als andernorts durch knappe Ressourcen geprägt. Die Pandemie hat diesen Kindern besonders stark zugesetzt. Durch den zeitweisen Wegfall von stabilisierenden Institutionen wie Kita oder Schule haben daher viele Kinder den Anschluss an das schulische und soziale Lernen verloren und selbst grundlegende Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens müssen (neu) erlernt werden. Darüber hinaus melden Fachkräfte zurück, dass immer mehr Kinder im Alltag einen Mangel an Reflexionsräumen haben und neben curricularen Vorgaben daher kaum Zeit für die „großen Fragen des Lebens“ bleibt. Es besteht Handlungsbedarf, neue Möglichkeiten respektvoller Begegnung zu schaffen und die Gemeinschaft zu stärken.

Die Information über Kinderrechte und die Wahrnehmung von Kindern als Rechteinhaber:innen ist zentral, um gemeinsam mit jungen Menschen strukturelle Veränderungen auf gesellschaftspolitischer Ebene bewirken zu können.

Lea Fennerright now Human Rights Consultancy & Training, Foto: privat

Werte im Quadrat

Das Projekt „Werte im Quadrat“, maßgeblich gefördert durch die Karl Schlecht Stiftung und durchgeführt von der Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung, leitet ab 2025 einen zweiten Jahrgang von Fach- und Lehrkräften an unterschiedlichen Programmorten von km2 Bildung darin an, mit Kindern im Vorschul- und Grundschulalter Fragen des Zusammenlebens zu thematisieren, eigene und andere Wertvorstellungen gemeinsam zu beleuchten und damit zur Demokratiebildung der Kinder und zu einer institutionenübergreifenden demokratiebildenden Haltung beizutragen.

Durch die partizipative Grundhaltung in der Schwerpunktsetzung des Projekts erfahren die Kinder Selbstwirksamkeit und erhalten die Möglichkeit, eigene Fragen und Anliegen einzubringen und sich mit den eigenen Wertvorstellungen und denen anderer konstruktiv auseinanderzusetzen. Das Projekt soll Anstoß geben zu einer nachhaltigen praktischen Auseinandersetzung mit Demokratiebildung in den Bildungsnetzwerken von km2 Bildung. Die Teilnehmenden werden darin begleitet und bestärkt, an den lokalen Bedarfen orientierte Projektansätze zu entwickeln, die über die Programmlaufzeit hinaus in den Netzwerkstrukturen etabliert werden können und so Demokratiebildung als einen netzwerkweiten Grundstein guten Zusammenlebens etablieren. Mehr zum Projekt hier.

denk!mal FREIHEIT

Freiheit ist stets ambivalent: Wo sind meiner eigenen Freiheit Grenzen gesetzt, damit meine Mitmenschen auch frei sein können? Gerade in Zeiten multipler Krisen müssen diese Grenzen immer wieder neu verhandelt werden. Reflexion und Perspektivwechsel standen im Fokus des Projekts denk!mal FREIHEIT, das im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2024 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Teams verschiedener Wissenschaftler:innen des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Künstler:innen des mobilen Sprachlabors Trickmisch reisten für eintägige Workshops an Programmorte von km2 Bildung. Demokratie, Mobilität, Globalisierung, Protest, Bildung, Recht, Arbeit und Migration – die Wissenschaftler:innen brachten unterschiedlichste Perspektiven auf das Thema Freiheit aus ihren Forschungsbereichen mit. Begleitet durch die Künstler:innen produzierten die Schüler:innen Trickfilme zum Thema. Mehr zum Projekt hier.

Durch das Radioprojekt habe ich gemeinsam mit Kindern anderer Nationalitäten gelernt, meine eigene Stimme gezielt einzusetzen. Das hat mir immer großen Spaß gemacht!

LisaEhemalige Teilnehmerin von „Ein Funken Herten“

„Klassentreff“ und „Kinderrechtepfad“ in Bernsdorf

km2 Bildung Bernsdorf in der Oberlausitz hat den „Klassentreff“ mitgegründet und begleitet ihn seither. Die gewählten Klassenvertretungen der Schlüsselgrundschule tagen monatlich, um über schulische Belange zu diskutieren und gleichberechtigt im Namen aller Schüler:innen zu entscheiden. Dieser Praxisansatz wird von einer Lehrkraft gemeinsam mit der Pädagogischen Werkstatt begleitet. Sie unterstützt außerdem bei der Umsetzung der Ideen und Projekte oder deren Vermittlung in das Kollegium und die Elternschaft. Auf diese Weise lernen die Kinder ihre eigenen Wahrnehmungen zu konkretisieren und Interessen im Abgleich mit anderen zu artikulieren.

Auch ein „Kinderrechtepfad“ ist Teil des Bernsdorfer Engagements für Beteiligung. Hier werden per Geocaching acht Stationen zu verschiedenen Kinderrechten für Kinder und Jugendliche auf verschiedenen Niveaustufen vermittelt. So können die Kinder und Jugendlichen spielend und in Bewegung mehr über ihre Rechte erfahren. Erlerntes wird erlebbar.