Ein Quadratkilometer Bildung in der Wuppertaler Nordstadt – Bildungsalltag zwischen Vielfalt und großen Herausforderungen
Ein Quadratkilometer Bildung Wuppertal ist in der Nordstadt aktiv, die zu Deutschlands größten zusammenhängenden Altbaugebieten aus der Zeit um 1900 zählt. Heute ist sie eines der am dichtesten besiedelten Viertel der Stadt. Auf einer Fläche von 1,18 Quadratkilometern wohnen rund 17.000 Menschen. Nirgends in Wuppertal begegnen sich so viele unterschiedliche Kulturen.
Die meisten Kinder und Jugendlichen in der Nordstadt leben in Risikolagen, die laut Nationalem Bildungsbericht entscheidend zur Bildungsbenachteiligung beitragen: Ihre Eltern haben einen niedrigen oder keinen Bildungsabschluss, sie sind besonders häufig von Arbeitslosigkeit und die Familien zum größten Teil von Armut betroffen.
Seit 2015 gibt es einen verstärkten Zuzug aus aktuellen Krisengebieten. In den Schlüsselschulen erwerben die meisten Kinder Deutsch als Zweit-, manchmal als Dritt- oder Viertsprache. Lernstandsmessungen zum Schulstart zeigen regelmäßig, dass über 90% der Kinder in Bezug auf die Unterrichtssprache förderbedürftig sind, weil sie bis dahin nur wenige Erfahrungen mit der deutschen Sprache sammeln konnten. Viele Kinder entwickeln Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens.
Leitung der Pädagogischen Werkstatt
Eva Somrei und Meike Hahner
Die Kinder stark machen – Praxisansätze in der durchgängigen Sprachbildung und individuellen Lernbegleitung
Um Benachteiligungen zu mindern und die Chance auf eine erfolgreiche Bildungsbiografie zu erhöhen, konzentriert sich die von der Pädagogischen Werkstatt koordinierte Netzwerkarbeit auf die Themenfelder durchgängige, sprachliche Bildung und individuelle Lernbegleitung für die Kinder im Quartier. Die Erwerbsbedingungen für die deutsche Sprache sowie die Lernbegleitung von Kindern und Jugendlichen mit Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens werden systematisch verbessert.
Darüber hinaus werden Konzepte zur Gestaltung von Bildungsübergängen sowie Ansätze zur stärkeren Beteiligung von Eltern und zur Qualifizierung von Lernbegleiter:innen entwickelt. Ziel ist die Entwicklung eines quartiersbezogenen Präventionskonzeptes zur Verhinderung des Scheiterns im Bildungssystem.
Seit Beginn der Netzwerkarbeit wurden systematisch aufeinander abgestimmte Formate entwickelt, die die Angebote der formalen Bildungsinstitutionen ergänzen und unterstützen. Die Pädagogische Werkstatt realisiert in Kooperation mit ihren Netzwerkpartner:innen u.a. Eltern-Kind-Gruppen, Bildungsberatung, Fortbildungen im Bereich Literacy, geBUCHt, Leseclub, Treffpunkt Schule, Lerncafé, Lese-Treff und Individualisierte Lernbegleitung.
So entstand ein vielfältiges, bildungsbezogenes Unterstützungssystem für Kinder, Jugendliche und Eltern im Quartier. Viele Kooperationspartner:innen und Unterstützer:innen wie z.B. Ehrenamtliche, Pädagogische Fachkräfte, öffentliche und private (Bildungs-)Institutionen sowie zivilgesellschaftliche Initiativen tragen dazu bei.
Lokale Netzwerkpartner:innen…
Ein Quadratkilometer Bildung Wuppertal startete im Juli 2010. Initiatoren sind die Stadt Wuppertal, das Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW und die Freudenberg Stiftung. Anfang 2014 übernahm die Alte Feuerwache Wuppertal gGmbH die Trägerschaft des Programms.
Schlüsselschulen von Ein Quadratkilometer Bildung Wuppertal sind die Städtischen Gemeinschaftsgrundschulen Marienstraße und Markomannenstraße, beides Schulen mit Offenem Ganztag. Weitere Praxispartner:innen sind die Städtischen Tageseinrichtungen für Kinder am Höchsten und in der Marienstraße, der Kulturkindergarten und das Gesunde Kinderhaus der Alten Feuerwache, oGaTa e.V., die Migrantenselbstorganisation Anadolu Wuppertal e.V., die Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek Wuppertal mit ihrem Bücherschiff, der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Bergisch Land und die Stiftung Lesen.