Mueßer Holz und Neu Zippendorf – zwei herausgeforderte Stadtteile
Schwerin ist Deutschlands am stärksten von Segregation betroffene Stadt. In den Stadtteilen Neu Zippendorf und Mueßer Holz leben 16.000 Einwohner*innen, das sind 17% der städtischen Bevölkerung. Über die Hälfte der Kinder in den Stadtteilen sind von Armut betroffen, gemessen am Anteil der Leistungsberechtigten nach SGB II. Rund 15% der Kinder und Jugendlichen erhielten 2017 Leistungen nach SGB VIII, dies ist stadtweit der höchste Anteil.
Die Probleme im Stadtteil sind strukturell bedingt und bilden das aktuelle Ergebnis einer andauernden Entwicklung seit der Wiedervereinigung ab. Der Fokus der Pädagogischen Werkstatt liegt daher auf einem lösungs- und wirkungsorientierten Umgang mit den vorhandenen Verhältnissen.
Ein Netzwerk am Turm
Die Fach- und Lehrkräfte im Netzwerk werden bei verschiedenen Aktivitäten durch die Pädagogische Werkstatt unterstützt. Dies kann zum einen finanzielle oder organisatorische Hilfe für Veranstaltungen oder Feste sein, wie der Welttag des Buches oder das Faschingsfest. Zum anderen unterstützt die Pädagogische Werkstatt bei Koordination von umfangreichen Projekten, wie beispielsweise die Nutzung des Stadtteilgartens. Leitend ist dabei ein kooperationsstiftendes Vorgehen: Wie können auch andere Beteiligte im Netzwerk einbezogen werden und profitieren, so dass die Zusammenarbeit zwischen den Bildungseinrichtungen gestärkt wird? Diese Zusammenarbeit ist im Alltagsgeschäft für viele Einrichtungen eine zusätzliche Aufgabe. Die Pädagogische Werkstatt organisiert im Campus am Turm daher auch regelmäßig Steuerungstreffen und Arbeitsgruppen. Diese werden anhand bereits vorhandener, gemeinsamer Interessen initiiert. Ein aktuelles Thema ist die Zusammenarbeit mit den Eltern, bei der alle Fachkräfte Handlungsbedarf sehen und aktiv werden wollen. Aus Perspektive der Institutionen wird gelebte Kooperation dann attraktiv, wenn sie täglich oder zukünftig mit der gleichen Zielgruppe arbeiten. Dies betrifft beispielsweise die Kindertagesstätten und Schulen, wobei letztere auf die Bildungsarbeit bauen, die die Pädagogische Fachkräfte geleistet haben. Am Campus Am Turm treffen verschiedene Institutionen aufeinander: die Schule mit ihren Lehrkräften, unterstützende pädagogischen Fachkräfte, Integrationshelfer:innen, die Schulsozialarbeit und der am Campus verortete Hort. Sie arbeiten auf verschiedenen Ebenen alltäglich mit den Kindern, auch hier gibt es Potenzial zur Entlastung durch Zusammenarbeit. Wichtig ist, dass die Beteiligten sich als handlungsfähig wahrnehmen und eine positive Veränderung antizipieren können.
Das Potenzial zur guten Netzwerkarbeit über kurze Wege ist im Campus am Turm vorhanden. In dem Gebäudekomplex sind vielfältige Angebote der Bildung und Sozialpädagogik angesiedelt. Die Zielgruppen der Angebote sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer Beeinträchtigung, Migrationserfahrung oder junge Menschen, die einen Schulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg anstreben. Neben der Grundschule wird im beginnenden Schuljahr 2023/2024 das Förderzentrum am Fernsehturm wieder zurück in das Gebäude ziehen.