Drei Fragen an... Dr. Ekkehard Thümler

Auf ein Wort mit dem Gründer und Geschäftsführer von Tutoring for All
10.06.2024

Dr. Ekkehard Thümler ist Gründer und Geschäftsführer von Tutoring for All und Senior Fellow am Centre for Social Investment (CSI) der Universität Heidelberg. Über den Projektfonds für Digitale Bildung der Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung nutzen mehrere km2 Bildung Programmorte die Möglichkeit, mit Tutoring for All ein digital gestütztes Tutoring einzusetzen.

Was zeichnet den Ansatz des Programms Tutoring for All aus?

Lesen mit dem Turbo-Team beruht auf einer besonderen neuen Fördermethode namens High-Impact Tutoring. Dieser Ansatz ist das Ergebnis von über 150 wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit ganz verschiedener Tutoring-Programme. High-Impact Tutoring ist eine Kombination aus denjenigen Merkmalen, die sich in den Studien als besonders wichtig für den Lernerfolg erwiesen haben, wie z.B. hohe Dosis, kleine Lerngruppen und eine gute Beziehungsarbeit. Mit Hilfe von High-Impact Tutoring kann es gelingen, schon in kurzer Zeit – üblicherweise 6 bis 12 Wochen – zusätzliche Lernfortschritte in der Größenordnung eines halben Jahres zu erzielen.

Die zweite Besonderheit: Hertzstück des Turbo-Teams ist eine digitale Plattform, die alle wichtigen Funktionen von High-Impact Tutoring abbildet, wie z.B. regelmäßige Tests des Lernstands. Die geförderten Kinder arbeiten mit Hilfe unserer Plattform eigenständig und mit Hilfe motivierender Lernspiele. Im Ergebnissen ermöglichen wir so auch Tutor:innen ohne hohe fachliche Qualifikation eine wirksame Förderung gerade von benachteiligten Kindern.

Portrait Ekkehard Thümler
Ekkehard Thümler, Foto: Gerrit Meier

Welchen Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Implementierung Ihres Angebots an den Schulen?

Wir sind immer wieder verblüfft darüber, wie schwer sich die Schulen mit der Einführung des Turbo-Teams tun. Ohne irgendeine Form externer Unterstützung gelingt es nur selten. Häufig scheitert die Umsetzung schon an der Finanzierung. Setzt man die Kosten des Programms ins Verhältnis zu seiner hohen Wirkung auf die Lesefähigkeiten der Kinder, handelt es sich zwar um ungewöhnlich gut angelegtes Geld. Das Argument hilft aber nicht weiter, wenn es den Schulen nicht gelingt, die nötigen Mittel zu beschaffen – aus welchen Gründen auch immer.

Auch wenn die Frage der Finanzierung gelöst werden kann, sind viele Schulen bei der Einführung des Programms auf Unterstützung angewiesen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Tutor:innen oder Räume für die Förderkurse zu finden, geeignete Schüler:innen auszuwählen und das Tutoring in Gang zu bringen.

Was schätzen Sie am Programm Ein Quadratkilometer Bildung?

Wir haben im letzten Jahr die Erfahrung gemacht, dass die Einführung des Turbo-Teams in neuen Schulen aus den oben genannten Gründen nur gemeinsam mit Partnern gelingt. Diese Partner sind optimalerweise schon lange an Schulen tätig und arbeiten mit ihnen auf Grundlage eines gewachsenen Vertrauensverhältnisses zusammen. So ist es ihnen möglich, den jeweiligen Unterstützungsbedarf realistisch einzuschätzen, und diesen dann bestenfalls auch selbst zu leisten.

An Ein Quadratkilometer Bildung schätzen wir genau dies: die engen Kontakte zu Partnerschulen und die genaue Kenntnis der Situation vor Ort, in Verbindung mit der Fähigkeit, eine maßgeschneiderte Unterstützung bei den entscheidenden ersten Schritten zu leisten. Mit dieser großartigen Hilfe ist es uns schon mehrfach gelungen, Schulen in unser Programm aufzunehmen und eine Vielzahl ihrer Schüler:innen zu fördern, die wir sonst nicht hätten erreichen können. Das ist also extrem wichtig für uns!