Der Ukraine-Nothilfe Fonds der Stiftung km2 Bildung
Im Mai 2022 richtete die Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung einen Kleinprojekte-Fonds ein, der aufgrund des Ukraine-Krieges geflüchtete Kinder, Jugendliche und ihre Familien in den Programmorten von km2 Bildung unterstützen sollte. Seither konnten die Pädagogischen Werkstätten für eine bedarfsgerechte und unmittelbare Unterstützung eine zeitlich begrenzte Förderung für bestehende oder neu zu etablierende Kleinprojekte im Rahmen dieses Ukraine-Nothilfe Fonds beantragen – Zeit für eine Zwischenbilanz.
13 Kleinprojekte wurden bis dato bundesweit aus den Programmorten von km2 Bildung bewilligt, die mit insgesamt rund 81.000 € bis Juli 2023 gefördert werden. Bis dato konnten die Kleinprojekte 349 Kinder und Jugendliche aus Kita, Grundschule, weiterführender Schule und anderen Kontexten in km2 Bildung erreichen. 83% der Projekte geben an, dass eine bessere Integration der geflüchteten Kinder und Jugendlichen in Schule, Kita bzw. Hort seit Projektstart wahrnehmbar sei und der Bedarf bestehe, das durchgeführte Projekt über das bisher avisierte Projektende hinaus weiterzuführen – ein Stimmungsbild, das bereits zu diesem Zeitpunkt den Schluss erlaubt, dass der Nothilfe-Fonds seinen Zweck vor Ort erfüllen konnte.
Das Gros beantragter Mittel wird zur Finanzierung ukrainischsprachiger Lernbegleiter:innen benötigt und genutzt – eine gute Möglichkeit, die nötige Lernbegleitung für ukrainische Kinder und Jugendliche zu verknüpfen mit der Integration geflüchteter qualifizierter Fachkräfte, die häufig didaktisch ausgebildet sind und so eine berufliche Perspektive in Deutschland erhalten. Sie helfen bei der Übersetzung von Schulaufgaben, sind aber auch wertvolle Bezugspersonen. Sie stehen in Kontakt mit den Lehrkräften der Kinder, der Schulleitung sowie Angebotsleitungen und anderen Lernbegleiter:innen und gewinnen auf diese Weise einen Überblick über die Bedarfe der Kinder. Sie vermitteln den Kindern und Familien passende bildungs- und freizeitorientierte Angebote. Die befragten Leitungen der Pädagogischen Werkstätten bewerten den Einsatz solcher Honorarkräfte in einer qualitativen Befragung als sehr positiv. Es sei enorm hilfreich, dass diese Lernbegleiter:innen auch für private Gespräche zur Verfügung stünden:
„Das hilft den Kindern über ihre teilweise sehr traumatischen Erlebnisse zu reden.“ (Mia Zickerow-Grund, km2 Bildung Fürstenwalde).
km2 Bildung Wuppertal wiederum unterstützt Lernbegleiter:innen geflüchteter ukrainischer Kinder, indem die dortige Pädagogische Werkstatt bewährte Medien und Materialien flexibel zugänglich macht, zur Ausleihe anbietet, und zudem einen regelmäßig stattfindenden „Förder-Treff“ initiiert hat, in dem, moderiert durch die Pädagogische Werkstatt, Medien und Materialien vorgestellt und Praxisansätze und Erfahrungen in der Lernbegleitung vermittelt und geteilt werden. Auch ermöglicht ein Wuppertaler Projekt geflüchteten ukrainischen Eltern, durch eine verlässliche Mittagsbetreuung ihrer Kinder an einem Deutschkurs teilzunehmen.
Griffbereit-Gruppen, aber auch diverse Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche und ihre Familien lassen diese mit ihrer neuen Umgebung vertraut werden, nach einer teils traumatischen Flucht zur Ruhe zu kommen, und Berührungsängste abbauen. Ulrike Prinz, km2 Bildung Herten, konstatiert: „Kinder aus der Ukraine, die sich zu Beginn nicht von den Eltern trennen konnten, oder Kinder, die zu Beginn vor Angst schreiend vor dem Quartierbüro standen und weglaufen wollten, haben sich nun eingelebt und Freude an den gemeinsamen Aktivitäten.“
Willkommens-Cafés mit muttersprachlichen Dolmetscher:innen tragen dazu bei, dass Familien mehr Teilhabe ermöglicht wird. Die betreffenden Eltern erhalten dort Unterstützung und Beratung in fast allen Bereichen des alltäglichen Lebens. Fachkräfte, etwa aus der Schulsozialarbeit, dem Jugendamt, aus dem Lehrer:innenkollegium werden zum Café eingeladen, um alle Fragen, Probleme und Anträge direkt vor Ort in entspannter Atmosphäre zu bearbeiten. Die Eltern fühlen sich so besser eingebunden und zeigen dies auch: „Die Eltern der ukrainischen Kinder (und natürlich auch andere Neuzugezogene) sind meist die ersten, die sich für Mithilfe bei Schulveranstaltungen melden“, so Lisa Schößler (km2 Bildung Herten, Süder Grundschule). Schößler zeigt sich sehr zufrieden mit dem dortigen Projekt:
„Unser Willkommensprojekt ist mittlerweile unser Vorzeigeprojekt der Schule geworden. Die Eltern und Kindern sind auf eine (niederschwellige) Art und Weise integriert und die Kommunikation läuft so gut, wie es uns in den vergangenen Jahren noch nie gelungen ist.“
Doch auch kleine Beträge zur Finanzierung von Sachmitteln zeigen Wirkung: in einem Fall sorgen bedruckte T-Shirts für eine höhere Identifikation mit der Schule, ermöglicht die Anschaffung von Badekleidung die Teilhabe am Schwimmunterricht, im anderen Fall ist es der Erwerb einer simplen Lego-Kiste. Eine Lernbegleiterin in km2 Bildung Wuppertal berichtet: „Eine Kiste Lego – und von einem auf den anderen Tag sind fünf Jungen nicht wiederzuerkennen. Statt rast- und ruhelos umherzulaufen, stehen sie um den Lego-Tisch herum, sie bauen, ruhig, konzentriert, besonnen, reichen Bausteine weiter, tauschen, zeigen ihre Werke… Nicht nur die fünf, die ganze Gruppe gewinnt dadurch an Ruhe und profitiert von ihrem veränderten Verhalten.“